Jul 12, 2022 | Mietrecht

Verjährung-eine wiederkehrende Überraschung im Mietrecht

Im Mietrecht wie auch in anderen Rechtsbereichen sind wir gewohnt, es mit der üblichen 3-jährigen Regelverjährungsfrist zu tun zu haben. Verjährung bedeutet, dass der Schuldner (oder z.B. der Schädiger) nicht mehr bezahlen muss und sich praktisch die Zahlungsverpflichtung in eine „moralische“ Verpflichtung umwandelt.

Wenn es um die Zahlung von Nebenkosten, Abrechnung über Nebenkosten, Mietzins etc. geht, gilt immer diese 3-jährige Frist. Sie beginnt am 31.12. des Jahres zu laufen, in dem der Anspruch entstanden ist und läuft entsprechend am 31.12. des dritten Folgejahres ab.

Die eigentliche Überraschung im Mietrecht beinhaltet die Bestimmung des § 548 BGB, die festlegt, dass Schadensersatzansprüche des Vermieters und auch des Mieters 6 Monate nach Rückgabe der Wohnung enden. Aus Sicht des Vermieters bedeutet dies, dass seine Ansprüche wegen Schäden innerhalb der Wohnung, wegen nicht oder schlampig ausgeführter Schönheitsreparaturen, wegen eines Brandflecks im Teppich, wegen einer zerkratzten Tür usw. 6 Monate nach Rückgabe der Wohnung verjährt sind und damit nicht mehr geltend gemacht werden können.

Ausgangspunkt ist also die Frage, wann diese Frist zu laufen beginnt. Einfache Antwort: mit dem Tag des Rückerhalts der Wohnung, d.h. also Rückgabe aller Schlüssel und vollständig geräumter Wohnung einschließlich eventueller Neben-/Kellerräume. Es kommt auf die tatsächliche Rückgabe an. Lange währende Korrespondenz über die Frage, an welchem Tag zu welcher Stunde die Rückgabe erfolgt, ist unbeachtlich- der tatsächliche Rückerhalt ist entscheidend.
Schlüssel, die der Vermieter in seinem Briefkasten findet, sind nur dann als Rückgabe zu sehen, wenn die Wohnung tatsächlich besenrein geräumt ist.

Was ist, wenn sich in der Wohnung noch Möbelstücke befinden?

In diesem Falle ist noch keine Rückgabe erfolgt. Ausnahme könnte vielleicht ein Müllbeutel oder kleiner Karton sein, entscheidend ist die Rückgabe in besenreinem Zustand, sofern im Mietvertrag nichts anderes vereinbart wurde.

Wie kann ich den Ablauf dieser Frist hemmen?

Um auf einen weit verbreiteten Irrtum hinzuweisen: Jedenfalls nicht mit einer Mahnung! Hemmung, d.h. ein Stopp des weiteren Fristablaufs ist entweder nur möglich durch ein schriftliches Anerkenntnis des Schuldners, einen Antrag auf Erlass eines Mahnbescheides, die Erhebung einer Klage, eine Teilzahlung durch den Schuldner, um die häufigsten Hemmungstatbestände zu nennen. Wurde durch eine solche Maßnahme wirksam der weitere Fristablauf gehemmt, gilt es jedoch weiterhin tätig zu bleiben. Um noch einem weiteren Irrtum vorzubeugen: Durch eine Hemmung beginnt nicht etwa die Verjährungsfrist erneut zu laufen (dies ist nur bei einer Unterbrechung der Fall, die allerdings relativ selten vorkommt), es wird nur der weitere Fristablauf gestoppt. Fällt der Hemmungstatbestand weg, läuft die restliche Verjährungsfrist ab. Durch schlichtes Nichtstun entfällt, je nach Hemmungstatbestand, gleichfalls die „Stoppwirkung“.

Wer also z.B. den Fristablauf durch rechtzeitiges Einreichen eines Antrags auf Erteilung eines Mahnbescheides gehemmt hat, muss sich alsbald um eine möglichst nachvollziehbare Zusammenstellung seiner Forderungen bemühen; dies geschieht am besten durch entsprechende Handwerkerangebote. Sind diese nicht zeitnah zu erhalten, kann auch mit einem möglichst exakten Aufmaß und den Einheitspreisen von Handwerksbetrieben (z.B. qm – Preis für fertig gestrichene Dispersionsfarbe) gearbeitet werden.

Autor: Finn Streich

Rechtsanwalt und Partner

Mietrecht

Soforthilfe vom Rechtsanwalt

Möchten Sie mit einem Anwalt sprechen und sich über Ihre Möglichkeiten informieren oder brauchen Sie eine schnelle rechtliche Beratung? Dann rufen Sie an oder kontaktieren Sie uns an.

Wohnungsgeberbescheinigung

Darf ein Vermieter den neuen Lebenspartner eines Mieters ablehnen? Vermieter sind seit dem 01.11.2015 gemäß den gesetzlichen Regelungen nach § 19 BMG (Bundesmeldegesetz) verpflichtet, eine Wohnungsgeberbescheinigung auszustellen. Diese ist für Mieter dringend...

Rauchmelder

Warum Rauchmelder in Immobilien Pflicht sind Inzwischen sind Rauchmelder deutschlandweit gesetzlich verpflichtend für sämtliche Immobilien – nicht nur in Mietwohnungen, sondern auch in von den Eigentümern selbst genutzten Gebäuden. Sie dienen dem Schutz des Eigentums...

SCHUFA-Auskunft für Vermieter

Darf ein Vermieter eine SCHUFA-Auskunft vom Mieter verlangen? Das Wichtigste kurz und knapp vorweg Vermieter dürfen sich mit einer SCHUFA-Auskunft über künftige Mieter absichern, wenn diese der Auskunft ausdrücklich zustimmen Vermieter dürfen Bewerber für...

Kurzzeitvermietung

Ein Vergleich zwischen langfristiger Wohnraumvermietung und kurzzeitiger Gebrauchsüberlassung Sie sind Vermieter oder möchten es zukünftig werden? Wir zeigen Ihnen in unserem Blogbeitrag neben der klassischen Dauervermietung eine weitere Art der Vermietung auf: Die...

Mietminderung

Was müssen Mieter ertragen? Wichtiges kurz und knapp vorab zusammengefasst Liegen eindeutige Mietmängel vor, darf die Miete gemindert werden Ein Mietmangel ist eine Beeinträchtigung der vertraglich vereinbarten Wohnqualität von einer eigenmächtigen Mietminderung in...

Wasserschaden Mietwohnung

Die Zahl der Wasserschäden in Deutschland steigt von Jahr zu Jahr; es werden jedes Jahr mehr als eine Million Wasserschäden gemeldet. Nach Angaben des Gesamtverbandes der deutschen Versicherungswirtschaft e.V. wurden im Jahr 2019 allein durch Leitungswasserschäden...

Mietrecht – Wohnraummietvertrag oder Gewerbemietvertrag?

Immer wieder gibt es Fallkonstellationen, in denen aus rechtlicher Sicht die Frage besteht, ob die Regelungen über das Wohnraummietrecht oder das Gewerberaummietrecht Anwendung finden. Als konkrete Entscheidungsgrundlage hierfür hatte der BGH in seiner Entscheidung...

Fristlose Kündigung wegen Zahlungsverzug

Eine nachträgliche Zahlung heilt die ordentliche Kündigung nicht! Es ist keine Seltenheit, dass Mieter ihrer vertraglichen Verpflichtung, die fällige Miete regelmäßig zu entrichten, nicht oder nur unregelmäßig nachkommen. Gründe mag es hierfür viele geben - kein oder...

Kündigung wegen Eigenbedarf – Auch bei Ferienwohnungen!

Der BGH bestätigt dies. Viele Eigentümer und Vermieter stehen oftmals vor der Überlegung, wie sie die vermietete Immobilie selbst nutzen können. Dem Vermieter stehen unterschiedliche gesetzliche Kündigungsmöglichkeiten zu. Die Kündigung wegen Eigenbedarf kann der...

Nutzungsentschädigung für Vermieter nicht immer gegeben!

Wird das Mietverhältnis zwischen Mieter und Vermieter beendet, gleich aus welchen Gründen, so steht dem Vermieter grundsätzlich der Anspruch auf entsprechende Nutzungsentschädigung zu, wenn der Mieter die Mietsache nach Beendigung der Mietzeit nicht herausgibt. Die...
error: Content ist geschützt!!